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Nachlese zum Katholikentag in Regensburg

13. Jun 2014

Kein Gespräch mit Soldaten möglich


Afghanistan ist eine Wunde in der deutschen Außenpolitik. Dort findet der größte Einsatz deutscher Soldaten nach dem Zweiten Weltkrieg statt. Dort befehligte ein deutscher Oberst den Einsatz mit den meisten Opfern in der Geschichte der Bundeswehr und der ISAF. Auch da es sich um eine Parlamentsarmee handelt, sind die Ergebnisse der deutschen Kriegsbeteiligung in Afghanistan nicht Sache von Bundeswehr und Regierung sondern gehen die ganze Gesellschaft und mithin auch die Kirchen an. Mit Blick auf den zum Ende des Jahres 2014 geplanten Abzug nahm pax christi deshalb die Anfrage der Gemeinschaft Katholischer Soldaten an, auf dem Katholikentag in Regensburg die friedensethische Bewertungen  der Situation in Afghanistan öffentlich zu diskutieren. Diese Idee war weder revolutionär noch neu. Bereits beim Katholikentag 2012 in Mannheim wurde das Thema in einem gemeinsamen Podium beraten. Beiden Verbänden ist es wichtig, durch das Einbringen des eigenen Standpunktes in die gesellschaftliche Diskussion eine breitere Debatte anzustoßen und auch in der katholischen Kirche Raum für unterschiedliche friedensethische Bewertung zu schaffen. Dass beide gerne die Mehrheit der Katholiken für die eigene Position gewinnen würden ist offensichtlich, gemeinsames Ziel ist es, die Meinungsbildung zu fördern und dem Verdrängen dessen, was das soldatische Geschäft de facto ist, entgegen zu wirken. 

Unter dem Titel „Afghanistan: Abzug und wie weiter? Zwischen Aufbau, Schutz und Eigenständigkeit“ bereiteten pax christi und die Gemeinschaft Katholischer Soldaten ein Podium für den Regensburger Katholikentag vor. Miteinander ringen sollten: die pax christi-Generalsekretärin, ein aktiver Generalmajor, mit Erfahrungen im Einsatz in Afghanistan und in der Führung des ISAF-Einsatzes und der Geschäftsführer von medico international – also die aufbauende Seite des ISAF-Einsatzes. Als zusätzliche Inputs waren Beiträge einer friedensbewegten Afghanin und eines Soldaten mit Erfahrungen hinter der Einsatzkamera geplant. So weit so gut – dachten wir.

Das Gespräch mit den Soldaten durfte aber nicht stattfinden. Die Soldaten wurden aus dem Verteidigungsministerium, namentlich von Staatssekretär Dr. Brauksiepe zurückgepfiffen. Die Diskussion musste in komplett verändertem Konzept im Kreise von Friedensbewegung und Entwicklungspolitik stattfinden, ohne die bestehenden kontroversen Einschätzungen mit dem Militär besprechen zu können.

Dieser Vorgang ist skandalös und politisch unbegreiflich. Die Teilnahme von Mitgliedern eines katholischen Verbandes an einer Gesprächsrunde zum Gegenstand ihrer Expertise beim größten katholischen Ereignis in Deutschland, dem Katholikentag, zu verhindern steht niemandem an – auch nicht einem Vertreter des Dienstherrn, wenn es sich bei den Personen um  Soldaten handelt. pax christi erhofft sich für die Zukunft wieder auf die Koalitionsfreiheit der GKS setzen und im Gespräch mit Soldat/innen auf deren Freiheit in der Rede im Sinne ihrer Gewissensfreiheit und den Grundsätzen der Inneren Führung bauen zu können. Da muss anscheinend ein Staatssekretär Nachhilfe in Demokratie und Diskursfreiheit der  Gesellschaft nehmen und eine Gemeinschaft Katholischer Soldaten sich auf ihre Verantwortung als Soldaten besinnen.

Was noch passierte

pax christi- Erfolge beim Regensburger Katholikentag

In Kooperation mit dem pax christi-Diözesanverband Regensburg wurde der pax christi-Stand auf der Kirchenmeile diesmal zum Thema „1914 - 2014 – Hundert Jahre zwischen Krieg und Frieden“  gestaltet. Als Blickfang prangte nahezu in Lebensgröße die „Ratisbona“, die Nagelungsfigur der Kriegsfürsorge aus dem Jahr 1915. Weitere Tafeln informierten über die Friedensbotschaft von Papst Benedikt XV. aus dem Jahr 1917, über die Biographie von Franz Josef Metzger und über die heutigen Konflikte.

 

Auch auf weiteren Podien wirkte pax christi mit. Präsident Heinz Josef Algermissen beteiligte sich am Podium: „Wo blieb der Friedensfürst? Die Katholiken und der 1. Weltkrieg“


Mit Heinz Missalla und Peter Bürger wurde die Vortrags- und Dialogveranstaltung „Weltkriege: Verpasste Friedenschancen der Kirche“ gestaltet.

„Arabellion und politischer Islam. Wohin steuert die islamische Welt?“ – war ein wichtiges Diskussionsforum unter Mitwirkung aus den betroffenen Ländern.

Das Engagement von pax christi gegen rassistisches Gedankengut in der Mitte der Gesellschaft wurde in Kooperation mit dem BDKJ und dem Caritasverband sowie mit einem Gesprächspartner des Netzwerks „Schule ohne Rassismus / Schule mit Courage“ gestaltet.

Über die Erfahrungen einer Reise von pax christi-Augsburg in den Nahen Osten berichtete Christian Artner-Schedler in der Werkstatt „Mit Brücken Mauern überwinden in Israel – Palästina“.